Annett Leisau

Obwohl die, den Gebärden zugrunde liegende, Gebärdensprache für gehörlose Kinder entwickelt wurde, ist der Einsatz von Gebärden und Wort ersetzenden Handzeichen ebenso für hörende Kinder sehr gut geeignet. Das heißt: Handzeichen (Gesten und Gebärden) können bereits im Kindergartenalter parallel zur normalen Sprache erlernt und benutzt werden. Gesten und Gebärden, die dabei besonders sinnvoll im Kindergarten eingesetzt werden können, symbolisieren Gegenstände, Tätigkeiten, Eigenschaften aus dem Alltag. Sie erweisen sich besonders nützlich bei den Kindern, deren Sprachentwicklung noch nicht so weit fortgeschritten ist oder die mit einer anderen als der deutschen Sprache in den Kindergarten kommen.

Schon kleine Kinder können die Handzeichen der GuK lernen.
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GuK ist die Abkürzung für Gebärden unterstützte Kommunikation – eine Methode, die es Kindern einfacher machen soll, mit Hilfe einzelner Gebärden zum gesprochenen Wort zu kommen. Die GuK wurde entwickelt, um Kindern, die (noch) nicht sprechen können oder die deutsche Sprache noch nicht (gut) beherrschen, durch den begleitenden Einsatz von Gebärden die Verständigung zu erleichtern. Dabei soll das Sprechen nicht ersetzt, sondern lediglich unterstützt werden.

Bei der Nutzung der GuK werden nur die bedeutungstragenden Wörter (hauptsächlich Substantive – Dingwörter, Verben – Tuwörter und Adjektive – Wie-Wörter) durch Gebärden dargestellt. Das entspricht auch der Schlüsselwortstrategie, die wir als eine Spracherwerbsstrategie kennen und die besagt, dass Kinder von einem Satz zuerst einmal nur ein paar Schlüsselwörter erkennen und so versuchen, den Satz zu verstehen. So kann sich der Inhalt von Mitteilungen für sie leichter erschließen.

Übrigens: beim „Sprechen“ mit Gebärden ist eine Mischung und Ergänzung von gesprochener Sprache und Gebärde ist möglich, so dass bereits frühzeitig die Stufe zu Zwei- und Mehrwort-Sätzen erreicht werden kann, z. B.“Mama“(gesprochen) „kocht“(gebärdet).

Positive Auswirkungen der GuK

Es gibt vielfältige Gründe für die positiven Auswirkungen der Gebärden unterstützten Kommunikation auf den Spracherwerb:

  • Gebärden sind früher und leichter zu lernen als Lautsprache. Die Auswahl der gebärdeten Wörter bei der GuK sollte sich an der Lebensumwelt der Kinder orientieren – das heißt, zuerst sollten solche Gesten angeboten werden, die die Kinder auch gebrauchen können.
  • Aufmerksamkeit und das genaue Hinsehen werden unterstützt.
  • Die visuelle Verdeutlichung der Schlüsselwörter erleichtert das Verstehen der wichtigen Informationen.
  • Viele Gebärden enthalten deutliche Merkmale des Bezeichneten, z. B. bezogen auf die Form („rund“ kann gut dargestellt werden, die eine Kugel formen) , die Tätigkeit (zu „essen“ oder „trinken“ fallen uns gleich passende Gesten ein) oder auf eine andere wesentliche Eigenschaft. Gebärdensprache ist also oft bildhaft. Diese Nähe von Zeichen und Bezeichnetem erleichtert das Verständnis.
  • Gebärden sind nicht so schnell wie gesprochene Sprache. Zudem ermöglicht eine langsamere Ausführung der Gebärde ein längeres Be-trachten.
  • Die Verbindung von Wort und Gebärde unterstützt die Fähigkeit, sich an die Wörter zu erinnern.
  • Bei ähnlich klingenden Wörtern wird durch die andere Gebärde ein Verwechseln vermieden.

Die GuK im Kindergarten

Die verschiedenen Gebärden der GuK lassen sich problemlos z.B. im Kindergarten im Tagesablauf integrieren – z. B. beim Erzählen im Morgenkreis oder in Vorbereitung des gemeinsamen Essens, in Sing- und Sprechspiele oder einfach bei der Kommunikation mit einzelnen Kindern. Ganz zwanglos und „nebenbei“ können die Gebärden der GuK benutzt werden. So haben alle Kinder die Möglichkeit, spielerisch zu erfahren, wie man „mit den Händen spricht“. Dadurch können die Verständigungsmöglichkeiten für alle Kinder erweitert werden und ein inklusiver Ansatz beim Arbeiten wird unterstützt.

Einführung der GuK in den Kindergartenalltag

In der einführenden Phase können Sie eine für das Kind wichtige Aussage lautsprachbegleitend mit einer Gebärde auszudrücken (= das heißt, Sie verbinden das Wort/die Aussage mit einer passenden Gebärde). Diese ersten Handzeichen sollten Wörter begleiten, die für das Kind eine unmittelbare Bedeutung haben und möglichst eine häufige situationsbezogene Wiederholung erlauben.

In der weiterführenden Phase sollten Sie solche lautsprachbegleitenden Gebärden wählen, die dem Kind ermöglichen, genau das auszudrücken, was ihm wichtig ist. Es ist deshalb nicht von Bedeutung, eine vorgegebene Reihenfolge in der Vermittlung der Wörter einzuhalten, sondern vielmehr eine an den Bedürfnissen des Kindes orientierte individuelle Wortauswahl zu treffen.

Die Gebärde sollten immer im Zusammenhang mit der dementsprechenden Handlung angeboten werden. Dabei sollten die Kinder zum Mitmachen und Nachmachen angeregt und aufgefordert werden.

Damit alle pädagogischen Fachkräfte innerhalb einer Einrichtung dieselben Gebärden nutzen, ist es sinnvoll auf die Karten mit dem Grundwortschatz der GuK  zurückzugreifen.

Wichtig: Führen Sie immer wenige Gebärden auf einmal ein und wiederholen Sie sie mehrmals täglich, um sie zu verinnerlichen.Die Gebärden sollten immer mit den dazu gehörenden Aussagen/Wörter verbunden werden. Achten Sie darauf, dass das familiäre Umfeld der Kinder einen Einblick in die Gebärden bekommt. Hängen Sie Plakate mit ersten Gebärden auf und beziehen Sie Eltern mit ein – so haben mehrsprachig aufwachsende Kinder die Möglichkeit, die neue Gebärde mit dem deutschen Wort und dem Wort in ihrer Muttersprache zu verknüpfen.

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