Annett Leisau

Jeder Wandlungsprozess braucht Zeit, positive Ergebnisse und eine große Offenheit seitens der Umsetzerinnen und Umsetzer. Das ist beim Thema Inklusion nicht anders. Es geht um eine Veränderung der Grundhaltung, um einen anderen Blickwinkel, eine andere Arbeitsweise – und dies nicht nur für einzelne Personen. Inklusion ist immer ein Thema für das gesamte Team, ein Prozess, der oft schwierig und langwierig ist.

Krippen und Kindergärten sind Orte der Vielfalt, denn sie sind so vielfältig wie die Kinder, die sie besuchen, und so vielfältig wie die pädagogischen Fachkräfte, die in ihnen arbeiten. Was inklusive Pädagogik in elementarpädagogischen Einrichtungen bedeutet und wie eine solche Erziehung, Betreuung und Bildung umgesetzt werden kann, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Alle Kinder spielen gemeinsam
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Vielfalt und Unterschiedlichkeit werden in Krippe und Kita zunehmend als Normalität angenommen. Ausgangspunkt der pädagogischen Arbeit ist dabei die Einzigartigkeit eines jeden Kindes – ganz unabhängig von der Zuordnung zu den verschiedenen Kategorien (Alter, biologisches Geschlecht, kultureller, religiöser, sprachlicher, sozialer oder gesundheitlicher Hintergrund).

Um inklusives Handeln umsetzen zu können, kommt es darauf an, als Team zu arbeiten, neue Aufgaben und Ziele zu definieren und gemeinsam die notwendigen Veränderungen zu gestalten. Auf dem Weg dorthin müssen eventuell Strukturen, Abläufe und Arbeitsweisen, die bis dato Gültigkeit hatten, angepasst oder sogar völlig neugestaltet werden. Wiederstände sind hier oft vorprogrammiert. Es gilt, diesen offen zu begegnen, um gemeinsame Lösungsansätze finden zu können. Bei der Umsetzung ist wichtig, regelmäßig zu prüfen, ob der angestrebte Weg richtig ist und wo unter Umständen Korrekturen notwendig werden. Das Miteinbeziehen aller Fachkräfte sowie eine gute, offene und wertschätzende Kommunikation bilden eine wesentliche Voraussetzung, um die gesteckten Ziele erreichen zu können.

Inklusive Pädagogik erfordert ein Umdenken. Das Kind mit seinen jeweiligen Fähigkeiten und Fertigkeiten, mit seinen Stärken und Schwächen steht im Mittelpunkt – sowohl auf der Ebene des pädagogischen Handelns als auch bei der Raumgestaltung und der Auswahl von Spiel- und Lernmaterialien. Bisher verwendete Methoden, Prinzipien und Strukturen im Tagesablauf müssen kritisch betrachtet werden, ob sie wirklich dazu geeignet sind, alle Kinder ressourcenorientiert einbeziehen zu können. Individualisierung der Arbeit und Binnendifferenzierung in Bezug auf Themen und Methoden (ausgehend immer vom Kind und seiner Lebenswelt) hat in der inklusiven Pädagogik eine zentrale Rolle inne. Eine genauso wichtige Rolle spielen die vorurteilsbewusste Erziehung, die sich gegen Ausgrenzung und Diskriminierung richtet, und die Partizipation, die die aktive Teilhabe aller Kinder ermöglichen soll.

Ebenso wie die bisher genutzten Methoden und Arbeitsweisen überprüft werden müssen, so steht auch die Einrichtung mit ihren Räumen und Spielmaterialien im Fokus, denn die Lernumgebung hat einen entscheidenden Einfluss auf die Eigenaktivität und Selbstwirksamkeit der Kinder. Alle Kinder haben ein Recht darauf, Räume und Spielangebote problemlos und selbstständig nutzen zu können und sich und ihre Lebensweise auch in der Raumgestaltung und im Spielmaterial wiederzufinden – nicht ausgegrenzt zu werden. Pädagogische Fachkräfte sind aufgefordert, mit kritischem Blick auf die Einrichtung Barrieren ausfindig zu machen und – wo immer es möglich ist – zu beseitigen.

Verschiede Umsetzungsebenen