Annett Leisau

In der kürzlich veröffentlichten Studie „Berufsbezogene Stressbelastungen und Burnout-Risiko bei Erzieherinnen und Erziehern“ der Katholischen Fachhochschule Aachen wurde deutlich, dass arbeitsbezogene Stressbelastungen unter Erzieherinnen und Erziehern relativ weit verbreitet sind. Fast ein Fünftel, so die Studie, kann als stark Burnout-gefährdet gelten. Neben der Gruppengröße, Problemen im Umgang mit schwierigen Eltern und zusätzlichen Belastungen wegen der Fehlzeiten erkrankter Kollegen, spielt die hohe Lärmbelästigung dabei eine wesentliche Rolle.

Lärm stellt sich häufig als eine große Herausforderung für Erzieher dar.
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Der Dauerlärm und seine Folgen

Unser Gehör ist bedroht. Überall und eigentlich rund um die Uhr sind wir von Geräuschen umgeben. Und anders als bei den Augen, die wir ab und an schließen können, bekommen unsere Ohren eigentlich niemals Ruhe. Das kann auf Dauer krank machen. Und zwar in zweierlei Hinsicht:

Der Lärm kann einerseits Schäden am Gehör selbst verursachen und Tinnitus und Schwerhörigkeit auslösen. Andererseits leiden immer mehr Menschen, insbesondere bei länger anhaltender Lärmbelästigung, unter verschiedenen psychischen und körperlichen Folgen wie Kopfschmerzen und Konzentrationsmangel, Schlafstörungen, Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck. Auch ein Burnout-Syndrom kann durch permanenten Lärm entstehen.

Lärm im Kindergarten – ein unterschätztes Problem

Im Jahre 2001 untersuchte das Arbeitswissenschaftliche Institut der Gesamthochschule Kassel im Auftrag der Unfallkasse Hessen die verschiedenen Belastungsfaktoren der in Kindertageseinrichtung tätigen Mitarbeiter. Dabei wurden einerseits individuelle Lärmbelastungen mit Hilfe eines personenbezogenen Schalldosimeters ermittelt und andererseits die Nachhallzeiten gemessen. Das Ergebnis ist besorgniserregend: In fast einem Drittel der untersuchten Einrichtungen wurden dabei Beurteilungspegel von 85 dB(A) gemessen. In vielen anderen Berufen besteht bei einer derartigen Lautstärkedie Verpflichtung zum Tragen eines Gehörschutzes. Weitere ca. 60% der Einrichtungen lagen zwischen 80 – 85 Dezibel. Die kurzzeitig gemessenen Spitzenwerte von 110 dB(A) können es durchaus mit dem Lärmpegel einer Kreissäge oder eines Trennschleifers aufnehmen.

Übrigens: Da es sich in Kindertagesstätten überwiegend um Kommunikations- und Informationsaufgaben handelt, wird ein Lärmpegel von unter 70 Dezibel empfohlen.

Gründe für die hohe Lärmbelästigung in Kindergärten

Natürlich können Kinder beim Spielen und Toben eine enorme Lautstärke erreichen. Das es allerdings so laut wird, hat oft auch bauliche Ursachen. Viele Kindergärten sind in einer möglichst offenen Bauweise errichtet und mit großen Fensterfronten und Parkett- und Fliesenböden und mit vielen kleinen harten Materialien (z. B. halbhohe Trennmauern aus Beton, ausgestattet. So wirken die Räumlichkeiten größer und sind leichter zu pflegen aber auch der Lärm kann sich ungehindert ausbreiten. Zusätzlich wird häufig, aus Brandschutz- oder hygienischen Gründen, auf schallschluckende Teppiche, Vorhänge oder Gardinen verzichtet.

Daneben spielt es aber auch eine Rolle, dass gerade in Einrichtungen in Großstädten das zur Verfügung stehende Außengelände zu klein ist. So können sich oft nicht alle Kinder der Einrichtung gleichzeitig draußen aufhalten. Oder aber den Kindergärten wurden durch Gerichtsurteile verboten das Außengelände ganztägig zu nutzen. Viele pädagogische Angebote (Morgenkreis, Mal- und Bastelangebote, Vorleseecke, …) finden außerdem in den Innenräumen statt.

Aufgrund der großen Anzahl zu betreuender Kinder ist es Erziehern und Erzieherinnen oft nicht möglich, sich auch nur kurzfristig den lärmintensiven Situationen zu entziehen und zum Beispiel kindbezogene Entwicklungsberichte zu verfassen. In vielen Einrichtungen stehen nicht einmal Ruheräume für die Pausen zur Verfügung.

Mögliche Änderungen

Wie oben beschrieben, wird der Lärmpegel und die dadurch entstehende Belastung durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst. Um den Lärm wirksam zu reduzieren, sind in der Regel bauliche Maßnahmen und organisatorisches Umdenken erforderlich. Ausgangspunkt der verschiedenen (häufig nicht unbedingt kostspieligen) Veränderungen ist eine genaue Analyse der verschiedenen Lärmquellen. Dazu sollte die Raumnutzung und der Tagesablauf genau unter die Lupe genommen werden.

Weiterführende Literatur:

Lärmprävention in Kindertagesstätten

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